Gewerbesteuer berechnen: So funktioniert die Berechnung der Gewerbesteuer für Ihr Unternehmen

Die Gewerbesteuer ist eine der wichtigsten Steuerarten in Deutschland und betrifft nahezu jedes Unternehmen, das gewerblich tätig ist. Sie stellt eine wesentliche Einnahmequelle für Gemeinden dar und variiert in ihrer Höhe je nach Standort. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, wie die Berechnung der Gewerbesteuer funktioniert, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen und wie Sie den Betrag ermitteln können, den Ihr Unternehmen zahlen muss. Zudem zeigen wir Ihnen anhand eines Beispiels genau, wie sich die Gewerbesteuer berechnet.
Was ist die Gewerbesteuer?
Die Gewerbesteuer wird auf den Gewerbeertrag eines Unternehmens erhoben und ist für alle Unternehmen relevant, die einer gewerblichen Tätigkeit nachgehen. Dazu zählen insbesondere Kapitalgesellschaften wie GmbHs und AGs, aber auch Einzelunternehmen und Personengesellschaften sind betroffen. Die Höhe der Gewerbesteuer wird nicht nur durch den Gewinn des Unternehmens bestimmt, sondern hängt auch von der Gemeinde ab, in der das Unternehmen ansässig ist, da jede Gemeinde ihren eigenen Gewerbesteuerhebesatz festlegen kann.
Wie berechnet sich die Gewerbesteuer?
Die Berechnung der Gewerbesteuer erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst wird der Gewerbeertrag des Unternehmens ermittelt. Dieser entspricht in der Regel dem steuerlichen Gewinn, der sich aus der Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens ergibt. Es gibt jedoch einige Besonderheiten bei der Berechnung, die zu Hinzurechnungen und Kürzungen des Gewerbeertrags führen können.
Schritt 1: Ermittlung des Gewerbeertrags
Der Gewerbeertrag ist die Grundlage für die Berechnung der Gewerbesteuer. Dieser entspricht dem Gewinn, der sich nach steuerlichen Vorgaben für das Unternehmen ergibt. Bestimmte Ausgaben, wie zum Beispiel Zinsen oder Mieten, werden dem Gewinn hinzugerechnet, während andere Posten, wie der Gewinnanteil eines stillen Gesellschafters, abgezogen werden können.
Schritt 2: Anwendung der Steuermesszahl
Nachdem der Gewerbeertrag ermittelt wurde, wird dieser mit der Steuermesszahl von 3,5 % multipliziert. Diese Steuermesszahl ist bundesweit einheitlich und dient der Berechnung des sogenannten Steuermessbetrags.
Beispiel: Ein Unternehmen hat einen Gewerbeertrag von 100.000 Euro. Die Berechnung der Steuermesszahl erfolgt wie folgt:
- Gewerbeertrag: 100.000 Euro
- Steuermesszahl: 3,5 %
- Steuermessbetrag: 100.000 Euro x 3,5 % = 3.500 Euro
Der Steuermessbetrag von 3.500 Euro dient als Basis für den nächsten Schritt der Berechnung.
Schritt 3: Anwendung des Gewerbesteuerhebesatzes
Der Steuermessbetrag wird nun mit dem Gewerbesteuerhebesatz der jeweiligen Gemeinde multipliziert. Jede Gemeinde in Deutschland hat die Möglichkeit, ihren eigenen Hebesatz festzulegen. Dieser Hebesatz variiert stark und kann in ländlichen Regionen deutlich niedriger sein als in Großstädten. Typische Gewerbesteuerhebesätze liegen zwischen 200 % und 900 %.
Beispiel: Das Unternehmen aus dem vorherigen Beispiel sitzt in einer Gemeinde mit einem Gewerbesteuerhebesatz von 400 %. Die Berechnung der Gewerbesteuer erfolgt nun wie folgt:
- Steuermessbetrag: 3.500 Euro
- Gewerbesteuerhebesatz: 400 %
- Gewerbesteuer: 3.500 Euro x 400 % = 14.000 Euro
In diesem Beispiel beträgt die Gewerbesteuer für das Unternehmen 14.000 Euro.
Beispiel für die Berechnung der Gewerbesteuer
Schauen wir uns ein weiteres Beispiel zur Berechnung der Gewerbesteuer an, um den Prozess zu verdeutlichen:
Angenommen, ein Unternehmen erzielt einen Gewinn von 200.000 Euro. Dieser Gewinn entspricht dem Gewerbeertrag. Die Gemeinde, in der das Unternehmen ansässig ist, hat einen Gewerbesteuerhebesatz von 350 %. Die Schritte der Berechnung sehen wie folgt aus:
- Gewerbeertrag: 200.000 Euro
- Steuermesszahl: 3,5 % -> 200.000 Euro x 3,5 % = 7.000 Euro (Steuermessbetrag)
- Gewerbesteuerhebesatz: 350 % -> 7.000 Euro x 350 % = 24.500 Euro (Gewerbesteuer)
In diesem Fall müsste das Unternehmen eine Gewerbesteuer von 24.500 Euro zahlen.
Was beeinflusst die Gewerbesteuer?
Wie bereits erwähnt, ist die Gewerbesteuer nicht nur vom Gewinn des Unternehmens abhängig, sondern auch von der Gemeinde, in der das Unternehmen ansässig ist. Der Gewerbesteuerhebesatz variiert von Gemeinde zu Gemeinde und stellt somit einen erheblichen Einflussfaktor bei der Berechnung der Gewerbesteuer dar.
Es ist daher sinnvoll, den Standort eines Unternehmens mit Bedacht zu wählen, insbesondere wenn Sie in Erwägung ziehen, in eine Gemeinde mit einem niedrigeren Gewerbesteuerhebesatz zu ziehen. Kleinere Gemeinden oder ländliche Regionen haben häufig niedrigere Hebesätze als Großstädte, was erhebliche Auswirkungen auf die Steuerlast eines Unternehmens haben kann.
Sonderfälle bei der Gewerbesteuerberechnung
Neben den oben genannten Schritten gibt es noch weitere Faktoren, die die Berechnung der Gewerbesteuer beeinflussen können:
- Hinzurechnungen: Bestimmte Betriebsausgaben, wie Zinsen für Fremdkapital, 25 % der Miet- und Pachtzahlungen oder ein Teil der Leasingkosten, müssen dem Gewinn wieder hinzugerechnet werden.
- Kürzungen: Auf der anderen Seite gibt es auch Positionen, die den Gewerbeertrag mindern können, wie zum Beispiel Gewinne aus ausländischen Betriebsstätten oder der Freibetrag bei Personengesellschaften.
Es ist wichtig, diese Faktoren bei der Berechnung der Gewerbesteuer zu berücksichtigen, um ein genaues Bild der Steuerlast zu erhalten.
Gewerbesteuerfreibetrag für Einzelunternehmen und Personengesellschaften
Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gilt, ist der Gewerbesteuerfreibetrag. Einzelunternehmen und Personengesellschaften haben einen Freibetrag von 24.500 Euro. Das bedeutet, dass erst der Gewerbeertrag, der diesen Freibetrag übersteigt, gewerbesteuerpflichtig wird. Für GmbHs und andere Kapitalgesellschaften gilt dieser Freibetrag allerdings nicht.
Fazit: Gewerbesteuer richtig berechnen
Die Gewerbesteuerberechnung mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, doch mit den richtigen Schritten und einer genauen Übersicht über den Gewerbeertrag und den Gewerbesteuerhebesatz lässt sich die Steuerlast präzise ermitteln. Für Unternehmen, insbesondere GmbHs, die nicht von einem Freibetrag profitieren, ist es ratsam, den Standort des Unternehmens genau zu überdenken und gegebenenfalls in eine Gemeinde mit einem niedrigeren Hebesatz zu ziehen, um die Steuerlast zu senken.
Mit einer fundierten Berechnung der Gewerbesteuer und einer genauen Planung können Sie Ihre Steuerlast optimieren und sicherstellen, dass Ihr Unternehmen nicht mehr zahlt, als es unbedingt muss.